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Die Stadt Gent steht in ihrer Mobilitätspolitik an einem Scheideweg. Während Antwerpen mit Velokes und Brüssel mit Villo-Fahrrädern bereits seit Jahren eigene städtische Fahrradverleihsysteme aufbauen, ist Gent vorerst noch auf private Anbieter angewiesen.

Die bunten Fahrräder von unter anderem Donkey Republic, Dott und Bolt schmücken die Straßen und sollen im Jahr 2024 für mehr als eine Million Fahrten gut sein. Dennoch entbrennt die Diskussion, ob Gent mit einem eigenen System nicht besser dran wäre.

Mobilitätsstadtrat Joris Vandenbroucke (für Gent) ließ während einer kürzlichen Gemeinderatssitzung die Tür angelehnt. „Die Idee, ein eigenes System anzubieten, ist nicht begraben, aber es gab in kurzer Zeit einen enormen Anstieg bei der Nutzung von Leihfahrrädern, was den Kontext verändert hat“, sagte er. Vandenbroucke betonte, dass der aktuelle Markt mit drei aktiven Akteuren gut funktioniere und sich selbst trage. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass die Wahl eines städtischen Systems weitgehend vom Haushaltsspielraum der Stadt abhängen werde.

skeptisch

Die politische Opposition bleibt jedoch skeptisch. „Ich denke, wir können diese Entscheidung jetzt treffen“, sagte CD&V-Ratsmitglied Stijn De Roo. Die Rolle der Stadt sollte darin bestehen, zu fördern, Bereiche aufzuzeigen, in denen noch Engpässe bestehen, und eine bezahlbare Versorgung sicherzustellen. In einer Zeit, in der die Stadt unter großem finanziellen Druck steht, müssen wir mit den verfügbaren Mitteln umsichtig umgehen. Auch Vlaams Belang sprach sich gegen zusätzliche staatliche Ausgaben für ein städtisches System aus.

Die Option einer kommunalen Initiative bleibt jedoch bestehen. Die Verwaltungsvereinbarung enthielt die Bestimmung, dass ein „städtisches Fahrradverleihsystem geprüft werde“. Ein solches System würde Gent mehr Kontrolle über die Standorte der Fahrräder geben, ein wunder Punkt für die derzeitigen Anbieter, die sich hauptsächlich auf das Stadtzentrum konzentrieren. Ein privates Fahrradverleihsystem erfordert jedoch erhebliche Investitionen: nicht nur in Fahrräder, sondern auch in die Infrastruktur wie feste Fahrradstationen.

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Esel Republik
Bunte Fahrräder von u.a. Donkey Republic, Dott und Bolt zieren das Straßenbild

Um die Zugänglichkeit der bestehenden Systeme zu verbessern, prüft die Stadt derzeit Alternativen, heißt es in einer Artikel in der Zeitung. So wird beispielsweise über die Einführung eines Sozialtarifs für Einwohner mit geringerem Einkommen nachgedacht. „Wir erwägen, bestehende Subventionen neu auszurichten, um Systeme in bestimmten Stadtteilen und Stadtteilen zu fördern. Dies wird es uns auch ermöglichen, uns auf bestimmte Zielgruppen zu konzentrieren“, sagt Vandenbroucke. In Zusammenarbeit mit Donkey Republic und dem Mobilitätsdachverband Way To Go wird ein Pilotprojekt gestartet, um diese Idee in die Praxis umzusetzen.

Bewertung

Gent verfolgt mit Interesse die Evaluierung des Velo-Systems in Antwerpen, wo bald entschieden werden soll, ob dieses Modell beibehalten wird. „Wir würden auch gerne sehen, wie Antwerpen dies weiter handhaben wird. Dort gibt es ein solches System, aber es wird derzeit diskutiert“, fügte Vandenbroucke hinzu.

Die kommenden Monate werden für die Zukunft der Bike-Sharing-Politik in Gent entscheidend sein. Die Stadt muss ein Gleichgewicht zwischen Kosteneinsparungen und sozialer Gerechtigkeit sowie zwischen städtischer Kontrolle und Marktkräften herstellen. Sicher ist: Die Debatte darüber, wie sich Gent auf nachhaltige und barrierefreie Weise durch die Stadt bewegen kann, ist noch lange nicht vorbei.

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