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Vizepremierministerin Fleur Agema stand am Freitag während der wöchentlichen Pressekonferenz im Anschluss an die Ministerratssitzung im Mittelpunkt.

In Abwesenheit des erkrankten Premierministers Dick Schoof übernahm Agema und diskutierte ein breites Themenspektrum, das vom finanziellen Kurs des Kabinetts bis zum jüngsten Kunstraub in Assen reichte. Mit dem bevorstehenden Frühjahrsmemorandum und einer hitzigen Debatte über eine mögliche Mehrwertsteuererhöhung war das Treffen von politischen und wirtschaftlichen Spannungen geprägt.

Die Grippeepidemie in den Niederlanden hat auch den Premierminister betroffen. Agema begann die Pressekonferenz mit einer persönlichen Anmerkung, indem sie Schoof und allen anderen derzeit erkrankten Niederländern ihre besten Wünsche übermittelte. Sie äußerte die Hoffnung, dass sich der Premierminister bald erholen und wieder die Macht übernehmen könne.

Eines der wichtigsten Diskussionsthemen war die Einrichtung des Ministerausschusses für Wirtschaft und Wiederherstellung der Natur. Dieses Komitee, dem mehrere Minister angehören, wurde eingerichtet, um eine Antwort auf die jüngsten Gerichtsurteile im Stickstoff-Dossier zu formulieren. Laut Agema steht die Regierung vor einer immensen Herausforderung: Einerseits müssen Maßnahmen zur Wiederherstellung der Natur umgesetzt werden, andererseits muss die Wirtschaft weiterlaufen. „Dieses Problem kann nicht in einer Woche gelöst werden, aber die Dringlichkeit ist klar und wir arbeiten hart daran“, sagte sie.

Koalitionsvertrag

Der Ministerrat hat außerdem den Kurs für den im Frühjahr stattfindenden Entscheidungsprozess abgesteckt. Die Prioritäten im Koalitionsvertrag müssen gegen finanzielle Rückschläge und die politische Realität im Parlament abgewogen werden. Agema wies darauf hin, dass alle Ministerien zusammen mit ihren Haushaltsvorschlägen Strategiepapiere verfassen würden und dass Finanzminister Heinen im März bilaterale Gespräche zur weiteren Ausarbeitung des Haushalts führen werde. Im April folgt eine Schätzung des Central Planning Bureau (CPB), danach wird der Entwurf eines Frühjahrsmemorandums erstellt. Dieses für die weitere Regierungspolitik entscheidende Dokument soll Ende April an das Repräsentantenhaus und den Senat überwiesen werden. Agema verglich den Prozess mit einer Zugfahrt: „Die Schienen sind verlegt, das endgültige Ziel ist erreicht und heute haben wir den Zug in Bewegung gesetzt.“

Ein emotionaler Moment der Pressekonferenz war die Reaktion von Agema auf den Kunstraub im Drents Museum in Assen. Sie äußerte ihr Entsetzen über den brutalen Raub, bei dem wertvolle rumänische Kunstgegenstände gestohlen wurden. „Das ist ein Schlag ins Gesicht für den Kultursektor, insbesondere weil es sich um geliehene Werke handelt“, sagte Agema. Sie lobte das rasche Eingreifen der Polizei, der es gelungen sei, drei Tatverdächtige festzunehmen und äußerte die Hoffnung, dass die Kunstwerke bald unbeschädigt aufgefunden würden.

Für die größten politischen Spannungen sorgte die mögliche Erhöhung der Mehrwertsteuer. Frits Wester von RTL Nieuws fragte Agema nach dem Plan, der derzeit im Repräsentantenhaus diskutiert wird. Sie bestätigte, dass dies Teil des im Frühjahr stattfindenden Entscheidungsprozesses sei und dass die Diskussionen noch im Gange seien. Die Opposition und sogar einige Koalitionsparteien haben bereits scharfe Kritik geübt und einen Blockadeantrag gegen die Pläne eingereicht. „Das muss natürlich berücksichtigt werden“, räumte Agema ein. „Das Finanzpuzzle ist komplex und Unterstützung ist unerlässlich.“

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Dick Schoof
Foto: © Pitane Blue – Dick Schoof – Premierminister

Politische Spannungen nehmen zu: Koalition uneinig über Mehrwertsteuererhöhung und Frühjahrsmemorandum

Wester konfrontierte sie außerdem mit der heftigen Kritik des PVV-Vorsitzenden Geert Wilders, der sich entschieden gegen die Steuererhöhung für X aussprach. Agema blieb diplomatisch und betonte, dass das Kabinett eine ausgewogene Entscheidung treffen müsse, bei der die Wünsche des Repräsentantenhauses ernsthaft berücksichtigt würden. „Wir nehmen alle Anträge ernst und suchen nach einer Lösung, die eine breite Unterstützung findet“, sagte sie.

Ein weiterer Finanzpunkt, der diskutiert wurde, war der Bedarf von 165 Millionen Euro für die Ausbildung von Pflegekräften. Agema versicherte, dass es hier zu keinen Kürzungen kommen werde und der Betrag zwischenzeitlich geparkt werde, damit ausreichend Zeit für den Haushaltsausgleich bleibe. „Das Gesundheitswesen sollte nicht der finanziellen Situation zum Opfer fallen“, sagte sie.

Mehrwertsteuerdiskussion

Laurens Boven vom BNR News Radio fragte nach der Verantwortung für die Mehrwertsteuerdiskussion. Agema stellte klar, dass Minister Heinen die Leitung des Prozesses trage, letztlich aber alle vier Koalitionsparteien das Frühjahrsmemorandum unterstützen müssten. Darüber hinaus übte er Kritik an BBB-Mitglied Henk Vermeer, der behauptete, die Schätzungen seien falsch und es blieben Milliarden Euro übrig. Agema räumte ein, dass es einen Unterschied zwischen Schätzungen und tatsächlichen Zahlen gebe und dass Heinen ein Expertengremium eingerichtet habe, um dies genauer zu untersuchen. „Die finanzielle Realität ist kompliziert und wir müssen alle Höhen und Tiefen berücksichtigen“, sagt Agema.

Auf die Frage eines Journalisten zur Zusammenarbeit zwischen der CDU und der rechtsradikalen AfD in Deutschland antwortete Agema, dies sei im Ministerrat nicht besprochen worden. Sie räumte zwar ein, dass es sich um eine bemerkenswerte Entwicklung handele, wies jedoch darauf hin, dass die Niederlande in der Vergangenheit auch mit politischer Zusammenarbeit zwischen Parteien unterschiedlicher Überzeugungen zu kämpfen hatten.

Abschließend wurde Agema zu den Gerüchten befragt, sie sei bei der Verschiebung des Ministerrats aufgrund der Abwesenheit von Premierminister Schoof übergangen worden. Sie bestritt dies entschieden und gab an, dass es eine bewusste Entscheidung gewesen sei, den Ministerrat so weit wie möglich dem Premierminister selbst zu überlassen. „Das erspart mir als Gesundheitsministerin Zeit und Vorbereitung“, fügte sie hinzu.

Die Pressekonferenz von Agema gab einen tiefen Einblick in die politischen und finanziellen Herausforderungen, vor denen das Kabinett steht. Das Frühjahrsmemorandum ist in Sicht und die Mehrwertsteuerdiskussion ist in vollem Gange. Es ist klar, dass die kommenden Monate für die Stabilität der Koalition von entscheidender Bedeutung sein werden.

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